Selbstständige oder abhängige Arbeitskräfte? Bulgarische GärtnerInnen in der Zwischenkriegszeit

Jessica Richter befasst sich in ihrem neu erschienen Artikel mit Konflikten um Beschäftigungsbeschränkungen für Nicht-Österreicher*innen

In ihrem gerade erschienenen Artikel „Ausgebeutete Selbstständige und heimliche Arbeiter:innen. Bulgarische Gärtner:innen im Konflikt mit österreichischen Behörden (1925-1938)“ widmet sich Jessica Richter Streitigkeiten um Beschäftigungsbewilligungen für Arbeitskräfte ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Der Beitrag ist in einem Sammelband der „Ständigen Konferenz österreichischer und tschechischer Historiker zum gemeinsamen kulturellen Erbe“ enthalten, der sich mit der Rolle Österreichs und Tschechiens als Einwanderungsländer befasst. 

Bulgarische GärtnerInnen gründeten Anfang des 20. Jahrhunderts Gemüsegärtnereien überall in Österreich. Blieben einige von ihnen dauerhaft vor Ort, pendelten die anderen saisonal zwischen ihrer bulgarischen Herkunftsregion und Österreich hin und her. Sie brachten neue Bewässerungsmethoden und Gemüsesorten wie Auberginen mit. Ihre verhältnismäßig günstigen Produkte waren gerade in Krisenzeiten gefragt. In der Regel gründeten sie Gesellschaften öffentlichen Rechts, in denen oft alle bulgarischen Arbeitskräfte eines Betriebes als MitgesellschafterInnen verzeichnet waren. In der Zwischenkriegszeit gerieten diese Gesellschaften aber ins Visier der Behörden: Vor dem Hintergrund neuer Beschäftigungsbeschränkungen für ausländische ArbeitnehmerInnen wurde die Frage virulent, ob es bei den Bulgarischen GärtnerInnen um Selbstständige oder abhängige Arbeitskräfte handelte. Versuche, ihre Aktivitäten im Land zu begrenzen, riefen auch die bulgarischen Behörden auf den Plan.

 

Zitat der deutschen Fassung des Beitrags:

> Jessica Richter: Ausgebeutete Selbstständige und heimliche Arbeiter:innen: Bulgarische Gärtner:innen im Konflikt mit österreichischen Behörden (1925–1938). In: Zdeňka Stoklásková, Mojmír Stránský und Philipp Ther (Hg.): Österreich und Tschechien als Immigrationsländer. Transnationale Arbeitsmigration seit 1780 im historischen Vergleich (= Schriftenreihe der Ständigen Konferenz österreichischer und tschechischer Historiker zum gemeinsamen kulturellen Erbe (SKÖTH) 6), Wien u.a. 2024, 47-62.

 

Bild: Gärtner im spätsommerlichen Garten (vor 1920). Künstler: Jenő Keményffy (1875-1920), gemeinfrei via Wikimedia Commons.