Rural History Forum 71
- https://www.ruralhistory.at/de/veranstaltungen/rural-history-forum/maximilian-martsch-vom-kuriosum-zur-krisennahrung-soja-im-ersten-weltkrieg-und-der-zwischenkriegszeit
- Maximilian Martsch: Vom Kuriosum zur Krisennahrung
- 2020-12-09T14:00:00+01:00
- 2020-12-09T15:30:00+01:00
- Rural History Forum 71
- Was Termin
- Wann 09.12.2020 von 14:00 bis 15:30 (Europe/Vienna / UTC100)
- Wo Online via Zoom
- Name des Kontakts Brigitte Semanek
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Vom Kuriosum zur Krisennahrung. Soja im Ersten Weltkrieg und der Zwischenkriegszeit
Maximilian Martsch (IGLR)
Die Veranstaltung findet online via Zoom statt. Bitte melden Sie sich per E-Mail an brigitte.semanek@ruralhistory.at an, um die Zugangsdaten zu erhalten.
Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert fanden Feldversuche mit Sojapflanzen im Habsburgerreich statt. Trotz anfänglichem medialem und wissenschaftlichem Interesse konnte sich Soja zunächst nicht als neue Kulturpflanze in der Landwirtschaft etablieren. Zur Jahrhundertwende war das ostasiatische Kuriosum fast zur Gänze aus dem Blick der Forschung und der Öffentlichkeit verschwunden.
Eine erneute Belebung sollte der Soja-Diskurs aber durch die zunehmende Notlage im Ersten Weltkrieg erfahren. Mit fortschreitender Kriegsdauer verschlechterte sich die Ernährungssituation in der Habsburgermonarchie, weswegen verschiedene Surrogate und Nahrungsalternativen als Ersatz für die hungernde Bevölkerung diskutiert wurden. Auch Soja spielte in dieser Diskussion auf Grund des hohen Protein- und Fettgehaltes eine Rolle. Nach dem Krieg wurde die Diskussion unter dem Stichwort der nationalen Autarkie fortgesetzt. Neben nationalökonomischen Überlegungen schalteten sich in der Zwischenkriegszeit auch privatökonomische und medizinische Faktoren mit ein. Zudem eröffneten Weiterentwicklungen im Bereich der Verarbeitung neue Verwendungsmöglichkeiten speziell in der Nahrungsmittelindustrie und der Viehhaltung.
Der Vortrag untersucht die thematischen Ebenen des Sojadiskurses und deren Entwicklung im Längsschnitt. Es wird dargestellt, in welchen Kreisen Wissen über Soja zirkulierte, welche AkteurInnen und Gruppierungen aktiv an der Forschung und der Diskussion um Soja beteiligt waren und welche Anwendungsmöglichkeiten zur Debatte standen. Ein Fokus liegt somit insbesondere auf der Anschlussfähigkeit der Sojaforschung und der Frage, inwiefern sich Soja im Nahrungssystem der Ersten Republik festsetzen konnte.
Maximilian Martsch arbeitet im Projekt zur Wissensgeschichte der Sojabohne in Österreich 1870–1950 am IGLR.
Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem first-Forschungsverbund „Nahrung und Ungleichheit“ statt.
Die Reihe Rural History Forum veranstaltet das IGLR mit freundlicher Unterstützung von und