Brigitte Semanek organisierte mit Li Gerhalter den „25. Workshop des Netzwerks Biographieforschung: Politiken des Sammelns“.
Das Netzwerk Biographieforschung ist ein offen strukturiertes Forum zum interdisziplinären Austausch von Forscher*innen, die mit unterschiedlichen Materialien und Methoden biografisch arbeiten. Für das IGLR ist Brigitte Semanek im Rahmen des Katalogisierungsprojektes der Amateurfilmsammlung „Niederösterreich privat“ sowie ihrer Forschungen zu Care-Arbeiten im Netzwerk aktiv.
Zuletzt organisierte Brigitte Semanek gemeinsam mit Li Gerhalter (Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien) den „25. Workshop des Netzwerks Biographieforschung“ zum Thema „Politiken des Sammelns“.
Politiken des Sammelns
Der Radius des auto/biographischen Forschens wird durch die systematische Sammlung und Aufbereitung von Quellen definiert. Welche biographischen Themen und wessen Biographien beforscht werden können – und welche nicht, hängt grundlegend von den Materialien ab, die dafür zur Verfügung stehen. Dieser Dreh- und Angelpunkt des empirischen Arbeitens steht beim 25. Workshop des Netzwerks im Mittelpunkt. In einem Impulsvortrag und zwei Round-Table-Gesprächen sollen dazu verschiedene Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert werden.
Die Beitragenden sind einerseits Vertreter:innen von Archiven und Sammlungen, die sich auf unterschiedliche auto/biographische Formate spezialisiert haben, seien es Tagebücher, lebensgeschichtliche Aufzeichnungen, Fotografien, Filme, künstlerische Nachlässe, behördliche und berufliche Dokumente etc. Was wurde hier von wem, wann, auf welche Weise und zu welchem Zweck gesammelt? Welche Sammlungsstrategien wurden verfolgt? Was hat gut geklappt, was eher nicht? Haben sich diese Strategien oder auch die thematischen Schwerpunkte in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Wie verlaufen die Kontakte mit jenen Personen, die die Materialien übergeben? Was sind deren Erwartungen? Und wer sind die Nutzer:innen dieser Quellen? Welchen Einfluss haben die zunehmenden Forderungen nach digital verfügbaren Beständen? Und sind Konjunkturen jener Themen zu beobachten, die nachgefragt werden?
Andererseits berichten Forscher:innen, wie sie im Rahmen von konkreten Projekten ihre Quellenbestände selbst erarbeitet haben. Wo und wie konnten sie die Materialien für sich zugänglich machen? Was waren die Möglichkeiten und Herausforderungen im Laufe der Beschäftigung mit den jeweiligen Quellen? Wenn es sich im private Bestände handelt: Werden die Materialien nach ihrer Auswertung zurückgegeben – oder an eine Sammlung überantwortet? Und gibt es Erfahrungen mit der „Nachnutzung“ von Quellenbeständen?
Konzept und Organisation: Li Gerhalter und Brigitte Semanek
Programm
9.00 Uhr: Begrüßung: Klara Löffler, Brigitte Semanek und Li Gerhalter
9.10 Uhr: Einführung und Impulsvortrag
- Einführung: Brigitte Semanek und Li Gerhalter: Politiken des Sammelns
- Vortrag: Ursula A. Schneider (Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Univ. Innsbruck) und Arnhilt Inguglia-Höfle (Literaturarchiv der ÖNB): (Kultur-)Archive und Gender. Werkstattbericht einer KOOP-LITERA-Initiative
- Moderation: Katharina Prager
10.10 Uhr: Pause
10:25 Uhr: Round-Table-Gespräch I: Biographische Quellen in Sammlungsbeständen
- Franz Gangelmayer: Ephemera in der Wienbibliothek im Rathaus als Quellen der biographischen Forschung
- Günter Müller: Sammlungsstrategien in der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen
- Anna Högner und Stefanie Zingl: Die Amateurfilmsammlung und -dokumentation im Österreichischen Filmmuseum
- Moderation: Li Gerhalter
11:30 Uhr: Pause
12.00 Uhr: Round-Table-Gespräch II: Forschungsprojekte als Sammlungsprojekte?
- Florian Müller (Institut für Archäologien, Univ. Innsbruck): (Archäologische) Laienforscher in archivalischen Quellen
- Paula Lange (Institut für Geschichte, Univ. Wien): Biographisches Arbeiten mit dem (fehlenden) Nachlass der Frauenstimmrechtsaktivitistin Tony Breitscheid (1878–1968)
- Vida Bakondy (Forschungsbereich Balkanforschung, ÖAW): Sortieren, Sichten, Auswählen, Umsortieren, Neu Sichten – Begegnungen mit einem privaten Fotonachlass
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Moderation: Brigitte Semanek
13.05 Uhr: Abschluss und Ausblick | Moderation: Johanna Gehmacher
Finanziell unterstützt wurde der Workshop von der Sammlung Frauennachlässe, Universität Wien und dem Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, St. Pölten.
Weitere Informationen und das Programm zum Nachlesen auf der Website des Netzwerks Biographieforschung hier.
Zum Nach- und Weiterlesen auf der Website der Sammlung Frauennachlässe hier.
Bild: Filmstill Vorspann „Niederösterreich privat“, 1367-007 (1963).