Kulturhistorische Perspektiven auf das Verhältnis von Medialität und Ruralität im 20. Jahrhundert sind das Thema des aktuellen Bandes des Jahrbuchs für Geschichte des ländlichen Raumes/Rural History Yearbook (RHY).
Der Band wurde von Clemens Zimmermann, Gunter Mahlerwein und Aline Maldener herausgegeben und thematisiert die weithin unterschätzte Geschichte der Landmedien im 20. Jahrhundert in verschiedenen europäischen Kontexten. Das Spektrum der in diesem Band untersuchten Einzelmedien reicht von der Fotografie über Postkarten und Fahrradkarten bis zum Kino und Fernsehen. Es wird der im 20. Jahrhundert wachsenden und überraschend starken Präsenz von Medien in Landorten nachgegangen und gezeigt, dass ländliche Kommunikationsweisen stark medialisiert waren, sich indes wichtige Charakteristika ländlicher Soziabilität behaupteten.
In hohem Maße wurden und werden Bilder von Ländlichkeit durch öffentliche und private Medien erstellt und weiter verbreitet, auch in die ländlichen Gesellschaften hinein. Romantisierend-idealisierende Aspekte, Nostalgie, Idylle, Utopie und immer noch dichotomisch angelegte Vorstellungen von Stadt und Land kennzeichnen eine solche medial hergestellte Ruralität. Medialität und Ruralität, so diese Gesamtthese dieses Bandes, erweisen sich als zentrale Kategorien ländlicher Gesellschaftsanalyse. Dabei wird deutlich, dass sich im Zusammenhang ländlicher Gesellschaften und Publika aktive Aneignungsprozesse vollzogen und vollziehen. Die Kommunikations- und Medienanalyse sollte folglich, wie das hier geschieht, nicht allein von den jeweiligen Produkten ausgehen, sondern soziale Praktiken einbeziehen.
Das IGLR ist in diesem Band mit Aufsatz von Ulrich Schwarz-Gräber über Schriftverkehr zwischen „Landvolk“ und „Führung“ im NS-Regime und einem Forumsbeitrag von Jessica Richter über das österreichische Inlandarbeiterschutzgesetz von 1925 und die LandarbeiterInnen vertreten.