Call for Papers: Historische Kataster in Europa

Einladung zu Einreichungen für eine internationale Konferenz 2020 in Innsbruck, deren Ergebnisse im Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes publiziert werden sollen.

Ort: Innsbruck
Veranstalter: Kurt Scharr, Universität Innsbruck, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie
Datum: 26.-28. Februar 2020 (Anreise am 25.02., 3 Übernachtungen)
Bewerbungsschluss: 30. Juni 2019
Tagungssprachen: Deutsch, Englisch

 

Historische Kataster in Europa: Quellenlage & Forschungsstand

Von 2018 bis 2021 wird das FWF-Projekt Der Franziszeische Kataster in Österreichisch-Schlesien (1824–1871) – Edition, Digitalisierung, Analysen an der Universität Innsbruck durchgeführt (Projektleitung: Prof. Dr. Kurt Scharr). Im Rahmen dieses Projekts (als Teil eines laufenden Langzeiteditionsvorhabens) findet im Februar 2020 eine internationale Konferenz in Innsbruck statt, die verschiedene Formate und Entstehungskontexte europäischer Katasterwerke inklusive ihrer Überlieferungsgeschichten und ihres geschichtswissenschaftlichen Erkenntnispotentials aufzeigen und diskutieren will.

Kataster sind Register, in denen Liegenschaften verzeichnet sind. Der ursprüngliche Zweck der aufwändigen Erhebungsarbeiten lag in der Besteuerung von Land. Zu den fiskalischen kamen im 18. und 19. Jahrhundert auch politisch-administrative und ökonomische Motive für die Einführung von Katastern, deren Implementierung übereinstimmend als wichtiger Beitrag zur Modernisierung europäischer Ökonomien und zur Entstehung moderner Staaten interpretiert wird. Mit Blick auf die Vereinheitlichung von Rechtsräumen, die Bodenbewertung und das Steuerwesen (Vermessung, Parzellierung, Bewertung) waren Kataster der erfolgreiche Versuch, wirtschaftliche, administrative und rechtliche Großregionen (Zentralstaaten) zu schaffen. Als historische Quelle bestehen Katasterwerke häufig aus mehreren Teilen (Karten, Statistik, topographische Beschreibungen, Steuerelaborate, usw.), die so umfassend sein können, dass sie weit über ihren ursprünglichen Zweck hinausreichende Analysen ermöglichen. So liefert etwa der Franziszeische Kataster der Habsburgermonarchie bedeutende Quellenkorpora zur Topographie, Toponomastik, Ethnologie, Demographie, Kartographie, aber v.a. auch zur Wirtschafts- (insbesondere zur Agrargeschichte), zur Lokal- und Regional-, Ernährungs-, Verwaltungs- und Verkehrsgeschichte.

Erwünscht sind ca. 20-minütige Vorträge zu einem der drei Themenblöcke:

(Block 1) Bestandsaufnahme im Überblick
Der Fokus liegt auf den Entstehungskontexten europäischer Kataster im 18. und 19. Jahrhundert (z.B. Frankreich 1798, Österreich 1759 und 1817). Kontinuitäten und Brüche in der Anlegung und Führung von Katastern werden dabei ebenso in den Blick genommen wie ihre Bedeutung für die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung der jeweiligen Staaten bis in die Gegenwart. Weiters wird nach der archivalischen Überlieferung des Katasterwerks und dem jeweiligen regionalen oder nationalen Forschungsstand gefragt.

(Block 2) Fallstudien
im Zusammenhang mit Katastern, die rezenter Forschung bzw. aktuellen Projekten entstammen. Die Reichhaltigkeit der Katasterquelle erlaubt ein breites Themenspektrum in der geschichtswissenschaftlichen Analyse, das sich von demographischen über wirtschafts-, sozial- und umwelthistorische Zusammenhänge erstrecken kann. Es ist ein Anliegen der Herausgeber, vor allem die jüngsten Zugänge in der europäischen Katasterforschung abzubilden. Eine eigene Digital Humanities (Digital History)-Sektion soll u.a. nach Möglichkeiten wie Grenzen fragen, die digitalisierte Katasterwerke für dieses neue Forschungsfeld eröffnen.

(Block 3) Edition Kataster Österreichisch-Schlesien
In Anlehnung an das laufende Editionsprojekt zum Franziszeischen Kataster in Österreichisch-Schlesien präsentiert dieser Block lokale und regionale Forschungen, die auf der Katasterquelle beruhen.

Den Vortragenden wird angeboten, ihre Tagungsbeiträge prominent zu publizieren. Das Projekt bringt zwei Bände in renommierten Buchreihen heraus:

(1) Als Begleitband zur Tagung wird ein Band des Jahrbuchs für Geschichte des ländlichen Raumes erscheinen (Publikation der Blöcke 1 und 2).

(2) Ein zweiter Sammelband widmet sich speziell dem Kataster in Österreichisch-Schlesien (Block 3) und wird in den Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs erscheinen. Dazu gehört auch der Bukowina-Band (Böhlau-Verlag; als open-access unter https://www.degruyter.com/view/product/469253).

Wir bitten um die Einreichung von Abstracts in der Länge von etwa zehn bis 15 Zeilen bis längstens 30. Juni 2019 an gerhard.siegl@uibk.ac.at.

Projektwebsite:
www.franziszeischerkataster.at  

Die englische Version des Call for Papers findet sich im Rural History Newsletter 61/2019.

 

Bildquelle: Wikimedia Commons (public domain)