Lebensstile Wiener Arbeiterhaushalte

Arbeiterhaushalte vor, im und nach dem Ersten Weltkrieg

Förderung

Stadt Wien, Abteilung Kultur und Wissenschaft

Kooperationspartner

Österreichische Akademie der Wissenschaften / Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien (KIÖS)

Laufzeit

September - Dezember 2015

Projektleitung

Ernst Langthaler

Bearbeiter

Ulrich Schwarz

Beschreibung

Städtische Landwirtschaft (urban farming) hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, wie die Verbreitung öffentlicher, gemeinschaftlicher und privater Nutzgärten in Wien zeigt. Das Projekt beforscht einen Vorläufer dieses gegenwärtigen Lifestyle-Trends anhand der (Über-)Lebensstile Wiener Arbeiterhaushalte vor, im und nach dem Ersten Weltkrieg.

Der Fokus liegt auf der Ernährung, vor allem auf dem Verhältnis von Subsistenzproduktion (mittels Gartenbau, Kleinlandwirtschaft und Kleinviehhaltung) und marktvermitteltem Konsum von Nahrungsmitteln. Das Projekt orientiert sich theoretisch-methodologisch an der Lebensstilanalyse nach Pierre Bourdieu, die ein multidimensionales Verständnis gesellschaftlicher Ungleichheit anpeilt: Sie vermisst einen sozialen Raum der Klassenlagen, in dem Akteure entsprechend ihrer Kapitalausstattung bestimmte Positionen einnehmen, und einen damit zusammenhängenden symbolischen Raum der Lebensstile, in dem diese entsprechend habitualisierter Präferenzen bestimmte Positionen einnehmen.

Demensprechend finden die in der Lebensstilanalyse gebräuchlichen Methoden der Korrespondenzanalyse (für qualitative Angaben) und Hauptkomponentenanalyse (für quantitative Angaben) Anwendung. Die empirische Basis bilden zeitgenössische Erhebungen der Budgets von Wiener Arbeiterhaushalten in den Jahren 1912/14 und 1925. Neben den aggregierten Daten der wechselnden Kriterien folgenden Primärauswertungen enthalten diese Veröffentlichungen auch die Individualdaten der 100 bzw. 42 Arbeiterhaushalte. Zur Haushaltsbudgetentwicklung der Kriegsjahre liegen die Individualdaten zweier Wiener Arbeiterhaushalte aus einer zeitgenössischen Dissertation vor. Diese Quellen bieten für jeden Haushalt eine Fülle an Angaben (Berufsposition, Generationen- und Geschlechterzusammensetzung, Einnahmen und Ausgaben, Schuldenstand, Nahrungsmittelkonsum, Land- und Viehnutzung usw.), die erstmals einer – über die zeitgenössische Primäranalyse hinausreichenden – Sekundäranalyse unterzogen werden.