Überleben in der ‚Krisenzeit‘ 1914–1950 – Brennpunkt Migration

Das Projekt untersucht die (Über-)Lebensstrategien von Landarbeiter*innen, Dienstbot*innen und Hausgehilf*innen in Niederösterreich und Wien im Kontext von behördlichen Maßnahmen zur Regelung von Migration und Mobilität.

Förderung

Forschungsnetzwerk Interdisziplinäre Regionalstudien (first)

 

Laufzeit

April 2016 – März 2018

 

Projektleitung

Ernst Langthaler und Ulrich Schwarz-Gräber

 

Bearbeiterin

Jessica Richter

 

Beschreibung

Die Periode von 1914 bis 1950 war in Europa von Krieg, politischen Konflikten, autoritärer Herrschaft sowie der Verfolgung, Ermordung oder Enteignung von Millionen Menschen während der NS-Zeit gekennzeichnet. Ebenso lassen sich die Jahre vom Vorabend des Ersten bis zu den Nachwehen des Zweiten Weltkrieges als Periode wiederkehrender wirtschaftlicher Krisen beschreiben. Besonders ärmere und/oder erwerbslose Menschen waren in erhöhtem Maß gefordert, Strategien zu entwickeln, um ihr eigenes Überleben und jenes ihrer Angehörigen zu sichern.

Die so genannten ‚Unterschichten‘ waren in doppelter Hinsicht äußerst mobil: Nicht nur verließen sie ihre Wohnorte, um anderswo ein Auskommen zu finden, sondern wechselten auch zwischen unterschiedlichen Erwerbs- und Unterhaltsmöglichkeiten. Diese Möglichkeiten stehen im Zusammenhang mit älteren und neuen Maßnahmen und Gesetzen zur Wanderungskontrolle, zu Staatsbürgerschaft und Heimatrecht sowie der Einführung und Entwicklung sozialstaatlicher Sicherungssysteme und Maßnahmen zur Organisation des Arbeitsmarkts.

Die Migrationen von land- und hauswirtschaftlich Tätigen über Binnen- und Landesgrenzen hinweg und ihre vielfältigen Wechsel der Einkommensformen bedürfen nach wie vor einer systematischen Untersuchung. Das Projekt Überleben in der ‚Krisenzeit‘ 1914–1950 – Brennpunkt Migration erforscht die Lebensunterhaltsstrategien und -möglichkeiten von (zeitweiligen) Landarbeiter*innen und Dienstbot*innen in Niederösterreich und Wien im Kontext neuer Gesetze und behördlicher Maßnahmen. Dabei wird ein umfassender und heterogener Quellenbestand (wie Selbstzeugnisse, Akten der Behörden und Gerichte von der lokalen bis zur nationalen Ebene, Akten der Arbeitsämter und des Wanderungsamtes, zeitgenössische politische und wissenschaftliche Schriften u.v.m.) erhoben und mit Methoden der empirischen Sozial- und Geschichtsforschung analysiert.