Migration und Ernährung im 19. und 20. Jahrhundert (JGLR 10/2013)
Herausgegeben von Lars Amenda und Ernst Langthaler
Migration und Ernährung zählen nicht zu den traditionsreichsten Themen der Geschichtswissenschaft; sie wurden erst in letzter Zeit im Zuge sozial- und kulturwissenschaftlicher Blickerweiterungen als relevante Forschungsfelder erschlossen. Die Migrationsgeschichte hat die Ernährung als ein wichtiges Interaktionsfeld zwischen MigrantInnen und Aufnahmegesellschaft ausgemacht. Die Ernährungsgeschichte hat an zahlreichen Fallbeispielen gezeigt, wie menschliche Nahrungsweisen und die ihnen zugeschriebenen Bedeutungen mit Migrationen zusammenhängen. Kurz, Ernährung und Migration sind eng verflochtene Phänomene. Die Beiträge des Bandes zeichnen länder- und kontinentübergreifende Wechselbeziehungen nach, von europäischen Nahrungskulturen in Kalifornien, Brasilien und China über jüdisches Essen in der Diaspora und den Ernährungsalltag von ZwangsarbeiterInnen im „Dritten Reich“ bis hin zu mediterranen und ostasiatischen Küchen in Europa. Der Band versammelt die Beiträge zur gleichnamigen internationalen Tagung am 24./25. Mai 2013 in St. Pölten.
Einleitung
Lars Amenda/Ernst Langthaler: Kulinarische „Heimat“ und „Fremde“. Migration und Ernährung im 19. und 20. Jahrhundert
Aufsätze
Kulinarische Heimatgefühle
Tim Wätzold: Europäische Ernährung in der Migration. Das Beispiel Brasilien
Christine Howald: Heimat in der Fremde? Europäisches Ernährungs- und Konsumverhalten im China des 19. Jahrhunderts
Leonard Schmieding: Esskulturen deutscher Einwanderer in Nordkalifornien im 19. und 20. Jahrhundert
Kulinarische Identitätsstiftungen
Martina Kaller: Die Erfindung von „Pizza & Pasta“. Italienisches Essen und italienische Einwanderung in den USA im 19. und 20. Jahrhundert
Isabel Schropper: Du bist, was du isst? Ernährung und Identität bei österreichischen Migrantinnen in Großbritannien seit 1945
Daniel Gerson: Alles koscher? „Jüdische Küche“ zu Beginn des 21. Jahrhunderts als Kennzeichen weltoffener Urbanität
Kulinarische Konfliktpotenziale
Ernst Langthaler: Im Kräftefeld des Essens. Ernährungsalltag ländlicher Zwangsarbeiter/-innen im Reichsgau Niederdonau 1939–1945
Peter Moser: Bohnen, Speck und Schnaps oder Weißbrot, Bananen und Salami? Über das Konflikt- und Kooperationspotenzial der Pidgin-Essenskultur auf Bauernhöfen in der Schweiz in den fünfziger und sechziger Jahren
Julia Bernstein: Aneignungen und Entfremdungen. Symbolische Dimensionen des Nahrungskonsums im Migrationsprozess am Beispiel russischsprachiger Juden in Israel und Deutschland
Kulinarische Kontaktzonen
Maren Möhring: Vom ambulanten Handel zur Eisdiele. Die Geschichte italienischer Eismacher in (West-)Deutschland
Lars Amenda: Die Küche der „Anderen“. Chinesische Gastronomie und Ethnizität in Westeuropa 1950–1980
Gin-Young Song: Kimchi – Geschmack der Heimat? Essen und Identität am Beispiel alltäglicher Esspraktiken koreanischer Migranten
Markus Schermer: Transnational daheim. Der Beitrag interkultureller Gärten zur sozialen Nachhaltigkeit von Städten
Forum
Barbara Staudinger: Juden und Migration im ländlichen Raum vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Stand und Perspektiven der Forschung
Gerhard Strohmeier: Wege der Agrargeschichte. Bericht über den Workshop zur Evaluierung des Archivs für Agrargeschichte und des Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes
Bestellung und Anforderung von Rezensionsexemplaren beim StudienVerlag (ISBN: 978-3-7065-5320-9)