Rural History Forum 68
- https://www.ruralhistory.at/de/veranstaltungen/rural-history-forum/elisabeth-loinig-vermessen-der-franziszeische-kataster-in-oesterreich
- Elisabeth Loinig: Vermessen? Der Franziszeische Kataster in Österreich (1817–1861)
- 2020-10-12T14:00:00+02:00
- 2020-10-12T15:30:00+02:00
- Rural History Forum 68
- Was Termin Highlight
- Wann 12.10.2020 von 14:00 bis 15:30 (Europe/Vienna / UTC200)
- Wo Online via Zoom
- Name des Kontakts Brigitte Semanek
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Vermessen? Der Franziszeische Kataster in Österreich (1817–1861) als Manifestation staatlicher Macht und Meilenstein für die historische Forschung
Elisabeth Loinig (NÖ Institut für Landeskunde/NÖ Landesarchiv)
Die Veranstaltung findet online über Zoom statt. Bitte melden Sie sich per E-Mail an brigitte.semanek@ruralhistory.at an, um die Zugangsdaten zu erhalten.
Der Kataster war ein vermessenes Werk: 1817 ordnete Kaiser Franz I. im Grundsteuerpatent ein neues, gerechtes Grundsteuersystem an, das mit der vollständigen Vermessung und Erfassung des Staatsgebietes verbunden sein sollte. Es entstand der erste moderne Liegenschaftskataster, der alle Parzellen in ihrer Lage, Ausdehnung und Nutzung verzeichnete und die Basis für die Berechnung der Grundsteuer bildete. Am Beispiel Niederösterreichs, wo bereits im Sommer 1817 mit den Vorarbeiten begonnen worden war, werden zwei Entwicklungslinien dieses neuen Steuersystems angesprochen: die Maria-Theresianische und die Josephinische Fassion, die beide alte ständische Vorrechte beschränkten. Anschließend werden die Teile des Katasters vorgestellt, das Planwerk, die Parzellenprotokolle, die Schätzungsoperate, die erst in ihrer Gesamtheit die Schaffung des neuen Steuersystems ermöglichten.
Der Kataster vollzog einen entscheidenden Schritt in der Phase des Übergangs vom Feudal- zum Flächenstaat. Eine einheitliche und zentral gelenkte Staatsverwaltung trug ihre Macht in die Fläche, drang in den letzten Winkel des Staatsgebietes vor, zog Grenzen und vermaß seine Einflusssphäre. Die so gewonnenen Daten dienten nicht nur dem Staat, sie wurden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt – ein unerhört neuer Vorgang, im Habsburgerreich wohl die erste Form von open governement data. Zuletzt wird auf die Besonderheiten des Katasters in den ehemaligen Kronländern auf dem Gebiet der Republik Österreich eingegangen und eine Übersicht über die Quellenlage geboten. Die vielfach bereits online verfügbaren Teile des Franziszeischen Katasters sind nicht nur Zeugen eines historischen Langzeit-Projekts von erstaunlichen, ja vielleicht vermessen scheinenden Dimensionen. Die darin niedergelegte Fülle an Daten wurde bereits im 19. Jahrhundert einer mannigfaltigen Nutzung unterzogen und eröffnet bis heute der Forschung immer wieder neue Fragestellungen, die über den ursprünglichen Zweck der Steuerbemessung weit hinausreichen.
Elisabeth Loinig ist Leiterin des NÖ Instituts für Landeskunde und stv. Leiterin der Abteilung NÖ Landesarchiv und NÖ Landesbibliothek.
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