Ernst Langthaler: Vortrag am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim

Im Rahmen des Forschungskolloquiums „Krieg und Psychiatrie“ vergleicht Ernst Langthaler die „Volksernährung“ im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

  • Was Langthaler
  • Wann 25.04.2018 von 13:00 bis 17:15 (Europe/Vienna / UTC200)
  • Wo Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, Schlossstraße 1, 4072 Alkoven
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Am 25. April 2018 findet das Forschungskolloquium „Krieg und Psychiatrie. Lebensbedingungen und Sterblichkeit in österreichischen Heil- und Pflegeanstalten im Ersten und Zweiten Weltkrieg“ statt.

In medialen Darstellungen und literarischen Verarbeitungen des Ersten Weltkriegs wird die Psychiatrie dieser Zeit vor allem mit der Behand­lung der so genannten Kriegsneurosen in Verbin­dung gebracht. Der „Kriegszitterer“ – der durch Materialschlachten und Stellungskrieg psychisch zerstörte Soldat – erlangte hier ikonographischen Status. Schon früh standen die diesbezüglichen Behandlungsmethoden in der Kritik. Der Psychiatrie wurden drastische Maßnahmen wie z. B. die Elektrotherapie vorgeworfen. Eine einschneidende Entwicklung in der Psychiatrie während des Ersten Weltkriegs wird jedoch bis heute von Medien und Forschung wenig bis gar nicht beachtet – das massenhafte Sterben von PatientInnen vor allem gegen Ende des Krieges sowie in der ersten Nachkriegszeit.

Der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim will sich in seinem diesjährigen Kolloquium der Thematik widmen und neuere Forschungsprojekte zu einzelnen Heil- und Pflegeanstalten auf dem Gebiet des heutigen Österreich präsentieren. Im Rahmen der Beiträge soll auch versucht werden, Lebensbedingungen und Sterblichkeit in der Psychiatrie im Ersten Weltkrieg mit jener in der NS-Zeit bzw. im Zweiten Weltkrieg zu vergleichen. Erste Ergebnisse zeigen hier ein differenziertes Bild: Entsprechend den rassenhygienischen Positionen des Nationalsozialismus mordeten während des Zweiten Weltkriegs Ärzte in zahlreichen Kliniken des Dritten Reichs und der besetzten Gebiete. Auch wurde in manchen Regionen und Einrichtungen durch absichtliche Minderversorgung ein starkes Ansteigen der Sterberaten verursacht. In anderen Heil- und Pflegeanstalten wiederum wurden PatientInnen nicht vorsätzlich zu Tode gebracht, hier lagen die Sterberaten zum Teil unter jenen des Ersten Weltkriegs.

Das Forschungskolloquium soll dazu beitragen, Ursachen und Hintergründe dieser Entwicklungen herauszuarbeiten. Darauf aufbauend soll diskutiert werden, welche medizinischen und administrativen Leitbilder und Überlegungen in Kriegszeiten wirksam wurden, ob bzw. wie sich diese mit eugenischen und rassenhygienischen Vorstellungen verbinden und radikalisieren konnten und ob hier Kontinuitäten vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg festzustellen sind.

 

Programm:

13:00
Begrüßung
Dr. Brigitte Kepplinger
(Obfrau Verein Schloss Hartheim)

„Volksernährung“ im Krieg: Erster und Zweiter Weltkrieg im Vergleich
Univ. Prof. Dr. Ernst Langthaler
(Johannes Kepler Universität Linz)

13:45
Die Heil- und Pflegeanstalt Hall i.T. in den beiden Weltkriegen. Lebensbedingungen und Sterblichkeit im Vergleich
Dr. Oliver Seifert
(Archiv des LKH Hall)

14:30
Die Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart in Linz während des Ersten und Zweiten Weltkrieges – Ein Forschungsbericht
Mag. Markus Rachbauer
(Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim)

15:15
Kaffeepause

15:45
Verpflegsklasse und „E-Kost“ – Mauer-Öhling 1914-45
Mag. Clemens Ableidinger (freischaffender Historiker) und Dr. Philipp Mettauer (Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten)

16:30
Das Massensterben in der Wiener Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof im Ersten und Zweiten Weltkrieg
Dr. Peter Schwarz
(Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien)

ab 17:15
Ausklang mit Buffet

 

Moderation:
Dr. Brigitte Kepplinger
(Obfrau Verein Schloss Hartheim)

Mag. Irene Zauner-Leitner
(Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim)

 

Es wird um Anmeldung bis spätestens 20.04.2018 gebeten: office@schloss-hartheim.at | +43-(0)7274-6536-546

www.schloss-hartheim.at