Öffentliche Präsentation eines Epochenbands zur Stadtgeschichte
- https://www.ruralhistory.at/de/veranstaltungen/sonstige-veranstaltungen/zwettl-im-19-jahrhundert
- Zwettl im 19. Jahrhundert
- 2021-10-22T19:00:00+02:00
- 2021-10-22T23:59:59+02:00
- Öffentliche Präsentation eines Epochenbands zur Stadtgeschichte
- Was Termin Kühschelm
- Wann 22.10.2021 von 19:00 (Europe/Vienna / UTC200)
- Wo Sparkassensaal, Sparkassenplatz 4, 3910 Zwettl
- Name des Kontakts Stadtgemeinde Zwettl
- Telefon des Kontakts 02822/503-122
- Termin zum Kalender hinzufügen iCal
Seit 2018 laufen Arbeiten an einer Gesamtdarstellung der Stadtgeschichte von Zwettl. Initiiert von der Stadtgemeinde, soll die Darstellung wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen und zugleich interessierten Laiinnen und Laien, insbesondere der regionalen Bevölkerung, einen Überblick über wesentliche Entwicklungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart bieten.
In einer ersten Etappe wurde das 19. Jahrhundert bearbeitet. Als Herausgeber für diesen Epochenband zeichnet Oliver Kühschelm verantwortlich, der ein dreiköpfiges Forscherteam koordiniert hat. Die Autoren werden am 22. Oktober 2021 um 19 Uhr in Zwettl ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren:
Andreas Bunzl, Herrschaft und politisches System
Peter Hinterndorfer, Städtische Repräsentation und bürgerliche Kultur
Maximilian Martsch, Sozioökonomische Geschichte Zwettls im 19. Jahrhundert
Die Manuskripte werden ab diesem Zeitpunkt nach den Grundsätzen von Open Access (CCBY 4.0) frei und kostenlos online verfügbar sein und sich über die Website der Stadtgemeinde abrufen lassen: https://www.zwettl.gv.at/Stadtgeschichte_Zwettl.
Abstracts zu den Beiträgen
Andreas Bunzl hat sich mit Strukturen und Veränderungen der städtischen Verwaltung und der Formierung von Politik im lokalen Rahmen befasst. Er kann Kontinuitäten zeigen, die in die Frühe Neuzeit zurückreichen und das provisorische Gemeindegesetz von 1849 für landesfürstliche Städte als ‚Urknall‘ der Selbstverwaltung deutlich relativieren. Seit den 1880er-Jahren gewann Infrastrukturpolitik als Aufgabe an Kontur. Auffällig ist dabei die Rolle der Sparkasse als Instrument städtischer Politik. 1910 entfielen – ohne Berücksichtigung von Darlehen – fast 40 Prozent (!) der kommunalen Einnahmen auf Spenden des Geldinstituts.
Peter Hinterndorfer spürt der Inszenierung der Stadt durch die sozialen Eliten, einer kleinen und eng vernetzten Personengruppe, nach. Die städtische Selbstdarstellung interagierte mit der publizierten Fremdwahrnehmung in Topographien und Reiseliteratur. Zwettl präsentierte sich als Kleinstadt mit einer bis ins Mittelalter zurückreichenden Tradition, eingebettet in eine für den Fremdenverkehr attraktive Landschaft. Erkennbar wurde die Kleinstadt selbst als eine ‚Besänftigungslandschaft‘ konfiguriert, deren Anderes implizit Wien bzw. der Moloch Großstadt bildete.
Maximilian Martsch widmet sich den sozioökonomischen Bestimmungsfaktoren der städtischen Entwicklung. Mit Bezug auf Max Webers Typologisierung argumentiert er, dass Zwettl weiterhin als Ackerbürgerstadt gelten kann. Viele Stadtbürger und -bürgerinnen besaßen oder pachteten Ackerflächen im Umland und auch das Gewerbe blieb bis zum Ende des Jahrhunderts eng mit der Landwirtschaft verbunden. Zwettl war und ist der Hauptort einer Region, die sich durch Prozesse der Peripherisierung, d.h. durch Abwanderung und eine geringe Wachstumsdynamik, kennzeichnet. Zwettl profitierte nur wenig von der Industrialisierung, zumal der Stadt bis 1896 ein Anschluss an die Eisenbahn und damit die damals modernste Verkehrsinfrastruktur fehlte.
Nähere Informationen: https://www.zwettl.gv.at/Zwischen_Krisen_und_Erfolgen
Verpflichtende Anmeldung unter Tel. 02822/503-122
Titelbild: Die Landstraße im Zentrum von Zwettl um 1900, Quelle: Stadtarchiv Zwettl.